Zu Gast bei Uta Ulrich
Uta Ulrich aus Detmold ist eine ehemalige Kommilitonin und Kollegin meiner Mutter. Beide haben an der Werkkunstschule Hannover Textilentwurf studiert und zusammen im Atelier eines Teppichunternehmens gearbeitet.
Nach dieser Tätigkeit und der Geburt ihrer Kinder ist Uta vom Design ins Kunsthandwerk gewechselt. Eine Weile arbeitete sie als Handarbeitslehrerin, die es sich zur Aufgabe machte, möglichst viele Techniken kennen und vermitteln zu können. Dabei fiel ihr auf, dass es wenig Informationen über das Klöppeln gab. Sie begann, sich schlau zu machen, testete, übte, entwickelte und stellte dann fest, dass sie genau ihr Handwerk gefunden hatte.
Uta schreibt Beiträge für verschiedene Fachzeitschriften und hat ein Buch über diese Technik geschrieben, das ein Standardwerk geworden ist und auch in die englische Sprache übersetzt wurde. Sie gibt auch Kurse an verschiedenen Bildungseinrichtungen.
Was ist denn jetzt eigentlich klöppeln? Früher war es eine gängige Technik, um feine Spitzen herzustellen für Kleidung, Tischwäsche und Accessoires. "Früher" bedeutet viele Epochen wie Renaissance, Barock, Biedermeier und in jeder Epoche gab es spezielle Muster und Arten der Herstellung. Diese wurden in vielen europäischen Ländern hergestellt, berühmt sind beispielsweise die Brüsseler Spitzen und in Deutschland die Plaunener.
Früher waren die Reichen aufwendiger gekleidet. Das Personal und die Handwerker waren meist günstig, man lebte aus dem Vollen. Die Herren trugen zum Rock (also der üppig verzierten längeren Jacke) Spitzen am Kragen, an den Halskrausen und an den Ärmelmanschetten. Mit einem spitzenbesetzten Taschentuch bewehrt tupften sie sich geziert den Schnupftabak von der adeligen Nase.
Die Damen trugen Spitze über und über. Hemdchen und Höschen, so vorhanden, Unterkleidung, Unterröcke, Kragen und Roben, aufgepeppt mit Spitze. Überall schäumte es und spitzte es hervor. Auch sie hatten Spitzentaschentüchlein, die sie fallen lassen konnten, wenn der Herr der Wahl vorbei kam. Der hob es dann auf und man konnte ins Gespräch kommen.
Nach und nach wurde die Kleidung schlichter und praktischer, die Löhne höher und man konnte Spitzen auch maschinell herstellen. Spitzen fielen aus der Zeit, wurden unmodern und gerieten in Vergessenheit, bis sie in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von Kunsthandwerkerinnen reaktiviert wurden.
Uta Ulrich hat in diesem Jahr unter anderem im Kulturkaffee Rautenkranz in Isernhagen ausgestellt, wo die Fotos entstanden sind. Es gab einen Nachmittag mit Erklärungen für das interessierte Publikum. Dabei waren auch zwei Damen, die zeigten, wie man klöppelt. Die eine Dame klöppelte traditionell eine Spitze für ein Taschentuch und kreuzte und verdrehte in Windeseile die Klöppel, dass mir ganz schwindelig wurde. Die andere Dame arbeitete mit wenigen Klöppeln an einer freien Arbeit.
Wie funktioniert Klöppeln denn jetzt? Ich bin ehrlich, ich schaue mir die entstandenen Arbeiten gerne an, möchte es aber nicht erlernen. Es sieht für Laien wirklich kompliziert aus und erfordert eine starke Konzentration. Wer sich näher damit befassen möchte, kann so einiges im Internet finden.
Uta Ulrich hat sich von der traditionellen Art des Klöppelns verabschiedet. Sie erdenkt neue Techniken, verwendet den fürs Klöppeln typischen Faden, aber auch Draht oder Plastik. Sie fügt Pflanzliches hinzu. Unterschiedliche Techniken kombiniert sie und schafft dadurch neue Ansichten.
Wichtig ist ihr, auch die Plastizität herauszuarbeiten und die Klöppelarbeiten in den Raum hinein wachsen zu lassen.
Sie arbeitet mit farbigem Garn und macht nicht nur dekorative Stücke zum Betrachten, sondern auch Schmuck zum Tragen.
Dieser Nachmittag im Kreise vieler klöppelbegeisterter Frauen hat gezeigt, dass es eine lebhafte Community gibt, die sich stets ausführlich, intensiv und mit Freude über ihr Handwerk austauscht.
Danke fürs Zeigen, Uta!